Kunstwerke

Kunstwerke der klassischen Moderne stellen die zweite Gruppe von Untersuchungsobjekten im Forschungsteilvorhaben dar. Erstmals standen den Künstlern in dieser Epoche die neuartigen synthetischen, organischen Pigmente zur Verfügung. Die Dokumentation und damit Kenntnis der Verwendung dieser Pigmente ist allerdings noch als sehr lückenhaft zu bezeichnen. Lieferscheine und Rechnungen von Künstlern geben vage Anhaltspunkte über die verwendeten Farbmittel. Tatsächlichen Aufschluss liefert nur die Labor-Analyse von Proben aus den Untersuchungsobjekten selbst.

Synthetische, organische Farbpigmente wurden gerade zu Beginn wegen ihrer mangelnden Lichtechtheit kritisiert. Dieses Problem hat Auswirkungen für die heutige museale Präsentation der Kunstwerke. Mit dem "Micro-Fading-Test-System" kann eine beschleunigte Farbveränderung auf Kunstwerken herbeigeführt werden. In Echtzeit werden mikroskopische Farbveränderungen registriert und dokumentiert. Mittels Extrapolation der Daten sollen Aussagen mit zwei Blickrichtungen generiert werden:

1) Blick in die Zukunft: Mit welchen Farbveränderungen ist in der Zukunft zu rechnen?
2) Blick in die Vergangenheit: Wie sah das Kunstwerk zur Zeit der Herstellung aus?

Die Abschätzung der Farbveränderung in Zusammenhang mit der künftigen Beleuchtung ist ohne Kenntnis des Malmaterials möglich. Für einen aussagekräftigen Blick in die Vergangenheit – die Rekonstruktion der Farbigkeit – müssen die veränderten Farbmittel chemisch analysiert werden und zudem die Verwendung des Farbmittels über das komplette Bildwerk bekannt sein. Demzufolge wird die Rekonstruktion der Farbigkeit eines komplexen Kunstwerks nur eingeschränkt zu erwarten sein.

[D] Vergleich von Ostwalds Farbkreis ‚na‘ in der CIELab a-b-Ebene: Theorie (durchgezogene Linie), Messwerte (Quadrate, RGB-Werte aus CIELab berechnet)

[E] Beispiel für Farbveränderung: Farbaufstrich Krapplack in Leinöl, links reine Farbe, rechts mit beigemischtem Zinkweiß, oben Tafel 1 Jahr bei Tageslicht hinter Fensterglas gelagert; unten: Tafel 1 Jahr nach Herstellung in Dunkelheit gelagert.