Farbinstrumente als Forschungsgegenstand

Neben eigenständigen experimentalen Analysen zur Erscheinungs- und Wirkungsweise spielen Nachlässe und Bibliografien von Künstlern und Wissenschaftlern eine besondere Rolle bei der Erforschung der Farbinstrumente. Darin finden sich häufig neben schriftlichen Hinweisen zu Konzeption und Nutzung der Instrumente auch die Arbeitsgeräte selbst oder es sind Versuchsreihen dokumentiert, die Aufschluss geben können über Zielvorstellungen, konzeptionelle Grundgedanken und Entwicklungsschritte.

Von zentraler Bedeutung sind dabei die Bestände der Sammlung Farbenlehre, der dieses Forschungsvorhaben angegliedert ist und bei der es sich um einen Fundus handelt, dessen Schwerpunkt bei Forschern des 19. und 20. Jahrhunderts im mitteldeutschen Raum liegt. Vor kurzem konnte der Bestand durch die Aufnahme der Nachlässe von Paul Baumann (1869-1961), Manfred Adam (1901-1987), Gerhard Streller und Fritz Rausendorf (1921-1998) erheblich erweitert werden. Die Sammlung Farbenlehre bietet somit eine ideale Ausgangssituation für entsprechende Forschungen. Die Kooperation mit anderen einschlägigen Sammlungen sowohl innerhalb des Forschungsprojektes als auch über dessen Grenzen hinaus, bietet die Möglichkeit, die in den eigenen Beständen vorhandenen Unterlagen zu überprüfen und um weitere Facetten zu ergänzen. So sind wichtige Kooperationspartner neben der Historischen Farbstoffsammlung der TU Dresden und der Sammlung Schmuck an der FH Köln auch die Stiftung Moritzburg, das Ostwald-Archiv in Großbothen und Berlin sowie einige Privatsammlungen (z.B. Spillmann, Schwarz oder Bendin).

Der engere zeitliche Rahmen der geplanten theoretischen, analytischen und experimentellen Untersuchungen beschränkt sich auf die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Da sowohl die konzeptuellen als auch die materiellen Aspekte der Farbinstrumente betrachtet werden, beginnt die Aufarbeitung der historischen Kontexte mit der Frage, wer die Instrumente auf welcher Grundlage zu welchem Anwendungszweck und für welche Zielgruppe entwickelt hat und welches Instrumentar gegebenenfalls eine Vorbildfunktion erfüllte.

Auch die Einflüsse neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, sowie technischer und chemischer Neuerungen in der Farbherstellung zur jeweiligen Entwicklungszeit sind mit zu erfassen. Darauf aufbauend kann die Rezeption der Farbinstrumente untersucht werden, insbesondere ihre Verbreitung in Kunst, Industrie, Konsumgüterproduktion und Wissenschaft. Auch Weiterentwicklungen, die sie möglicherweise durch andere Künstler und Wissenschaftler erfahren haben, werden analysiert. Abschließend soll auf der Grundlage dieser historisch-kritischen Analyse beurteilt werden, inwieweit die untersuchten Instrumente Relevanz für aktuelle Anwendungskontexte aufweisen, insbesondere für neuere ästhetische Konzepte in Medien, Künsten und Gestaltung sowie für didaktische Aufbereitungen und pädagogische Vermittlungen.

Die Materialität der Farbinstrumente ist eine Herausforderung aufgrund der historischen Veränderbarkeit und chemischen Varianz der Farbmittel und stellt so die einst von ihren Entwicklern postulierte Verbindlichkeit auf den Prüfstand. Denn nicht allein die unterschiedliche Beständigkeit der Farbmittel und die daraus resultierenden Veränderungen durch die verschiedensten Umwelteinflüsse spielen hierbei eine Rolle, sondern bereits die Herstellung der verschiedenen Auflagen und die dabei unter Umständen veränderten Rezepturen oder Herstellungsmethoden. Herauszufinden, inwieweit solche produktionshistorischen Aspekte auf das jeweilige Untersuchungsobjekt zutreffen, ist ebenfalls Ziel des Forschungsthemas. An dieser Stelle bietet sich die Kooperation mit den Projektpartnern an. Insbesondere der Abgleich mit den Forschungsfragen und Erkenntnissen der HfbK Dresden (Thema 4), der FH Köln (Thema 5) und der Historischen Farbstoffsammlung (Thema 8) eröffnet Möglichkeiten für umfassendere Antworten auf die Fragestellungen zur Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Stabilität von Farbnormungen, ihren Instrumentarien und den darauf basierenden Farbmitteln.