Entwicklung, Erscheinungs- und Wirkungsweise

funktionaler und theoretischer gestaltungs-relevanter Farbinstrumente und ihre Gültigkeit für die aktuelle Farbforschung und Lehre

Was haben Instrumente mit Farben zu tun?

Seit Jahrhunderten entwickeln Künstler und Wissenschaftler Instrumente, die helfen mit Farben als Erscheinung wie als Medium adäquat umzugehen. Abgesehen von traditionellen elementaren maltechnischen Werkzeugen zum Herstellen, Mischen und Auftragen von Pigmentfarbaufstrichen, wie Mörser, Paletten, Pinsel oder Bürsten, waren es auch optische Instrumente, mit deren Hilfe man Farberscheinungen generieren und anschaulich machen konnte. Mithilfe von Lupen, Prismen und Filtern aus Glas oder besonderen Materialien wie Quarzplättchen oder Opalen konnte man insbesondere farbtheoretische und didaktische Fragestellungen verfolgen, wie sie beispielsweise Goethe in seiner Farbenlehre im didaktischen und historischen Teil aufwarf [2]. weiterlesen

Farbinstrumente sind diejenigen Hilfsmittel (Gesamtheit von Geräten, Werkzeugen, Hilfs- und Arbeitsmitteln), die für theoretische Betrachtungen und praktische Anwendungszwecke der Farben entwickelt wurden. Das Instrumentar umfasst einerseits einfache optische und handhabbare Objekte zur Erzeugung, Erfassung, Messung, Referenz und Prüfung von Farbe, wie beispielsweise Prismen [E], Filter, Handkreisel [B] und Pigmentfarbsätze, Farborgeln und -klaviaturen, Farbmuster [C] und Farbreihen [D], Farbkreise und Farbebenen, Farbkarten, -atlanten und auch Farbmodelle oder -räume. Andererseits werden auch die technisch anspruchsvolleren optischen und farb-analytischen Instrumente [A] bzw. mechanisch oder elektrisch betriebenen Geräte, die neben der Erzeugung und Erfassung von Farbe als visueller Erscheinung auch dem Umgang mit Farbe als gestalterischem Medium dienen, unter diesen Begriff subsumiert.

Das Forschungsvorhaben "Entwicklung, Erscheinungs- und Wirkungsweise funktionaler und theoretischer gestaltungsrelevanter Farbinstrumente und ihre Gültigkeit für die aktuelle Farbforschung und Lehre" konzentriert sich auf die Untersuchung solcher Instrumente, wobei der besondere Fokus auf ihrem Innovationspotential und ihrer medientechnische Relevanz liegt. Aber auch ihr Einsatz als gestalterische Hilfsmittel für die Anwendung von Farbe in der Industrie, in Handwerk und Gewerbe, Architektur und Kunst, speziell aber auch beim Licht- und Eventdesign spielt eine Rolle. Insbesondere die computergestützte Lichttechnik mit LEDs sowie zunehmend auch OLEDs, hat diesbezüglich neue Wege eröffnet, ebenso wie die fortgeschrittenen Film-, Animations-, Präsentations- und Drucktechniken, die ohne adäquate Systembezüge (CIELab, RGB, CMYK u.ä.) nicht auskommen. Historisch eingeleitet und gestalterisch gewissermaßen 'vorgezeichnet' wurden die genannten Möglichkeiten bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In der Folge wurden sie von einer breit gefächerten, innovativen Kunstentwicklung genutzt, die auf eine stärkere Konkretion von Material, Farbe, Licht und Bewegung gerichtet war, wie dies bis heute in den Werken von Heinz Mack, James Turell oder Olafur Eliasson zu sehen ist.

[B] Original Handkreisel Wilhelm Ostwalds zur additiv-anteiligen, optischen Mischung von Farben

[C] Farbenfächer von Otto Prase (Entwicklung 1922/23), hergestellt bei Paul Baumann, Aue/Sa um 1935.

[D] Farbnormen und Farbkreis der Stufe pa von Wilhelm Ostwald

[E] Aus der Bildserie ‘colorgenese‘ (Eckhard Bendin 2013, Prismatische Farbgenese mit Spiegeln)