Farbe spricht

Die materiellen Grundlagen des Immateriellen

Überblick

Farbe spricht – physikalisch in Form von Strahlung, chemisch in Form ihrer Stoffverbindung. Das Teilprojekt im naturwissenschaftlichen Labor der Hochschule für Bildende Künste Dresden analysiert die Materialeigenschaften und die substanziellen Veränderungen von Farbe als Akteur in Modellen der Farbenlehre und auf Kunstwerken. Die realen Modelle von Farbordnungssystemen des frühen 20. Jahrhunderts sollen farbmetrisch klassifiziert und auf Verbindlichkeit hinsichtlich ihrer inneren Ordnung überprüft werden. Neben der Farbmetrik wird im Forschungsteilvorhaben auf die materielle Identifizierung und die Veränderung der verwendeten Farbmittel fokussiert. weiterlesen

Farbe ist nichts Konstantes, ihre substanziellen Bestandteile, die Pigmente, Farbstoffe, aber auch die Bindemittel, stehen untereinander und mit Einflüssen aus der Umgebung in Wechselwirkung. Farbveränderungen durch Lichteinwirkung stehen hier im Mittelpunkt der Untersuchungen. Hat sich das ursprüngliche Erscheinungsbild von Farbsystemen oder Kunstwerken verändert, ergeben sich ganz neue Fragen an die Rezeption bzw. auch nach der Gültigkeit von Einschätzungen und Interpretationen zum Objekt. Durch gezielte mikroskopische Beleuchtung wird die Reaktion der Farbe auf Licht untersucht, um zusammen mit Materialanalysen modellhaft Rückschlüsse auf die originale Farbwirkung zu ziehen und gleichzeitig Farbveränderungen der Objekte bei zukünftiger Lichtexposition vorherzusagen. Diese Untersuchungsmethode wird auf Farbmodelle und Kunstwerke der klassischen Moderne, die von den Kooperationspartnern (u.a. die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Stiftung Moritzburg) zur Verfügung gestellt werden, angewendet. Gerade in dieser Zeit sind durch die große Fülle neuer synthetischer, organischer Farbstoffe viele lichtempfindliche Pigmente verwendet worden. Diese besonders sensiblen und flüchtigen Pigmente gilt es zu identifizieren.

[A] Ferdinand von Rayski, Bildnis der Schwester des Künstlers Minna Pompilia von Rayski (1843), Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

[A] Detail: Unter dem Rahmen wurde die rote Farbschicht vor Licht geschützt, ihre ursprüngliche Farbe ist dort zu sehen.