Die Kunstakademien des 19. Jahrhunderts

Die Entwicklung der Kunstakademien im 19. Jahrhundert konzentrierte das Kunstschaffen nicht nur auf besondere Zentren, in denen der künstlerische und kulturelle, nationale wie internationale Transfer gleich dem Brennpunkt einer Linse kulminierte. Es veränderte auch die gesellschaftlichen und ästhetischen Ansprüche, die an Kunstwerk und Kunstschaffende gestellt wurden.

Im europäischen Vergleich kann die beginnende Herausbildung von Zeichen- und Malschulen schon wesentlich eher – für den Beginn des 16. Jahrhunderts – verzeichnet werden. Die staatliche Institutionalisierung beginnt indes erst später: In Deutschland wird die Dresdner Kunstakademie 1764 durch die Wettiner gegründet; mit der Akademiegründung in München 1806 (der eine sog. "Zeichenschule" 1770 vorausgeht) und der Gründung der Düsseldorfer Akademie 1819 folgen neben der Berliner Akademie die zwei bedeutendsten deutschen Kunstschulen des 19. Jahrhunderts.

Die 1692 durch Peter Strudel als Privatakademie gegründete Kunstschule in Wien erhielt schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts (1705) den Status eines kaiserlichen Instituts. Nach der Neugründung als K.k. Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst erlangte sie internationale Anerkennung, die im Hochschulstatus von 1872 ihre Krönung fand.

Als Lehrinstitutionen sind die Kunstakademien zwar zunächst unter einem didaktischen Aspekt zu sehen, dienten aber besonders vor dem Hintergrund gesellschaftlich-ästhetischer Ansprüche zur Herausbildung einer nationalen Identität.

[D] Andreas Achenbach: Die alte Akademie in Düsseldorf, 1831, Öl auf Leinwand, Düsseldorf, Kunstmuseum © Stiftung Museum Kunstpalast / Horst Kolberg

Die rein handwerkliche Ausbildung oblag bis weit ins 19. Jahrhundert hinein weiterhin den Meisterateliers. So verweisen wichtige Arbeiten zu den Akademiegründungen – wie etwa von Ekkehard Mai, 2010 – immer wieder auf die Unterteilung nach genrespezifischen Klassen, die auf Anatomie- und Proportionsstudien folgen. Hinweise auf die Besprechung von Maltechnik oder auf maltechnische Klassen sind den Akademie-Lehrplänen zunächst nicht zu entnehmen. Entsprechende Aussagen dazu können nur durch die Untersuchung der verwendeten Malmaterialien an Akademien, der privaten Lehrpraxis und der Selbstaussagen der Künstler gemacht werden, da die spezifischen maltechnischen Klassen laut Ekkehard Mai eine Spätentwicklung der künstlerischen Ausbildung darstellten und ausgehend von München und Berlin erst ab den 1870er Jahren andernorts anzutreffen waren.